Auch das Down-Syndrom Deutschland Forum war in den letzten Wochen oft Schauplatz von Impfdiskussion und es stellte sich heraus, dass einige Frage häufiger gestellt wurden.
Da unsere Mitmenschen mit Down-Syndrom einem höheren Gefahrenpotential hinsichtlich des Viruses ausgesetzt sind, habe ich unserem Mitglied Monika Krah-Huchler, als diplomierte Biochemikern mit deutlich mehr Vorwissen als meine Person, hier die Bühne gegeben ihre leicht verständlichen Erklärungen gesammelt als Q&A zu präsentieren.
Vielen lieben Dank für Deine Mühe!
Wer jetzt noch weitere Fragen hat, darf gerne eine Mail an corona@trisomie21.net schicken und wir werden uns um eine Antwort bemühen.
Im Grunde genommen sind die Ergebnisse der Wissenschaft diesbezüglich auf den ersten Blick gar nichts Besonderes und man könnte zusammenfassend sagen: es kommen die gleichen Risikofaktoren zum Tragen wie bei der Vergleichsgruppe ohne Down-Syndrom. Vorerkrankungen und Alter spielen die größte Rolle.
- Vorerkrankungen wie Herzfehler und Beeinträchtigung der Lungenfunktion sind bei Menschen mit DS wesentlich häufiger anzutreffen, als in der Vergleichsgruppe ohne DS. Beide Vorerkrankungen haben einen sehr großen Einfluss auf die Schwere der Erkrankung nach Infektion.
- Die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit DS liegt wesentlich niedriger als die der normalen Bevölkerung, da Menschen mit DS schneller altern. Nach den wissenschaftlichen Untersuchungen wurde die Gruppe der Ü40 Jährigen mit DS gleichgesetzt mit der Gruppe der Ü80 ohne DS, hier tritt bereits ein starker Anstieg der Sterblichkeitsrate auf.
Diese beiden Punkte erklären, warum Menschen mit DS zur Hochrisikogruppe in Bezug auf eine Infektion mit dem Coronavirus gehören.
Zudem bleibt ein kleines Risiko, dass niemand so genau weiß, welchen Einfluss das 3. Chromosom in den Zellen der Menschen mit DS genau auf alle möglichen Prozesse hat.
Die kürzeste Antwort lautet: weil ein Virus kein „Lebewesen“ ist. Und nun die etwas längere Version: Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, sie brauchen einen Wirt, um sich zu vermehren. Gelangt ein Coronavirus in den menschlichen Körper „dockt“ es mit speziellen Strukturen auf der Virusoberfläche (diesem „Stachel“) an eine menschliche Zelle an. Dann schleust es seinen eigenen Bauplan (beim Coronavirus ist diese aufgeschrieben auf einer mRNA) in die menschliche Zelle. Dort „benutzt“ das Virus unsere eigene Maschinerie um aus dem Bauplan neue Viren herzustellen und das nicht nur ein einziges, sondern viele. So vermehren sich Viren in unseren Zellen, werden dann freigesetzt und jedes dieser neuentstandenen Viren kann weitere Zellen befallen. Und das ist das größte Problem: wir haben wenige Punkte zum Ansetzen für einen Wirkstoff, denn wir können ja nicht unsere eigenen Zellen mit Medikamenten bekämpfen. Die Information auf der mRNA wird in unseren Zellen abgelesen und umgeschrieben in Eiweißstoffe, die Proteine. Wenn wir diese Prozesse zu verhindern, dann könnten unsere Zellen auch unsere körpereigenen lebensnotwendigen Proteine nicht mehr herstellen, das wäre verheerend. Also ist ein wesentlicher Punkt, den wir verhindern können das Andocken des Virus an die Zelle, um zu vermeiden das die virale RNA überhaupt in unsere Zellen gelangt. Und das geht am einfachsten durch den Einsatz von Antikörper. Bei der Impfung bringen wir auf unterschiedliche Weise die Bauanleitung für genau dieses Stachelprotein in unsere Zellen, lassen es dort mit unserer eigenen Maschinerie herstellen. Dann wird es auf die Oberfläche unserer Zellen transportiert und dort von unserem Immunsystem als „fremd“ erkannt. Wir gaukeln unserem Immunsystem mit der Impfung eine Coronainfektion vor, dabei haben wir lediglich einen einzigen Eiweißstoff des Virus in unseren Körper gebracht. Unsere Immunzellen reagieren auf das fremde Protein und stellen Antikörper her, gemäß dem Vorsatz: das ist fremd, das gehört nicht hierhin, das machen wir kaputt.
Ich habe geschrieben: wir haben wenige Punkte, an denen Medikamente bei Virusinfektionen ansetzen können. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: die Viren benutzen in unserem Körper eine eigene Kopiermaschine, die ihren Bauplan, die mRNA, vervielfältig um sie dann auf die neu entstehenden Viren zu verteilen. Und genau dort setzen die Wissenschaftler an. Sie versuchen diese „Kopiermaschine“ in inaktivieren. Die Forschungen laufen auf Hochtouren, aber es ist nicht so einfach. Denn auch unsere menschlichen Zellen haben solche Kopiermaschinen, die denen der Viren ähnlich sich. Die Wirkstoffe müssen also sehr speziell sein.
Daher versuchen wir generell durch gezielte Impfstoffe uns vor der Vermehrung von Viren in unserem Körper zu schützen (siehe: Masern, Mumps, Röteln, Hepatitis....und vieles mehr)
Im Vergleich dazu ist die Bekämpfung von Bakterien in unserem Körper eher einfach. Bakterien sind Lebewesen, haben einen eigenen Stoffwechsel und bieten so zahlreiche Möglichkeiten für Forscher Medikamente zu entwickeln, die Vermehrung zu unterbinden.
Beim Impfen bringen wir ein sehr kleines Stück der Erbinformation des Coronavirus in unsere Zellen und spielen dem Körper somit eine Coronainfektion vor, denn die Immunzellen können nicht unterscheiden, ob das Stachelprotein auf einem Virus sitzt, oder auf einer menschlichen Zelle.
Sie erkennen nur, dass das etwas Fremdes ist, was es zu bekämpfen gilt. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten den Bauplan für dieses Stachelprotein in die menschlichen Zellen zu schleusen.
Der Transportmechanismus ist der hauptsächliche Unterschied der 3 Impfstoffe. Bei den Impfstoffen der Firmen Biontech und Moderna wird ein kleines Stückchen des Virusbauplans (der Teil für das Stachelprotein) als mRNA in kleine Fetttröpfchen verpackt und dann in den Muskel gespritzt.
Diese kleinen Fetttröpfchen sind auf der Oberfläche so gestaltet, dass sie mit der Oberfläche der Zellen verschmelzen und dann ihren Inhalt in die Zelle abgeben. Dort wird die auf mRNA gespeicherte Information umgeschrieben in ein Protein. Das Protein wird zur Oberfläche der Zelle transportiert und kann dann von den Immunzellen erkannt werden.
Bei dem Impfstoff der Firma AstraZeneca benutzt man harmlose Viren um das Stück Erbinformation für das Stachelprotein des Coronavirus in die Zellen zu bringen. Man bezeichnet diese Art von Viren Vektorviren, also Trägerviren.
Die Forscher haben dabei bei diesem Impfstoff einen harmlosen Schnupfenvirus von Schimpansen benutzt. Obwohl dieses Virus ohnehin schon harmlos ist, haben sie es noch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.
Die Vektorviren gelangen in unsere Zellen und geben ihre Erbinformation (in diesem Fall in Form von DNA) in den Zellkern unserer Zellen ab. Dort wird diese Information übersetzt in mRNA, die aus dem Zellkern geschleust wird dann in das Stachelprotein umgeschrieben wird.
Dieses wird wieder auf die Oberfläche unserer Zellen transportiert und kann dort von unseren Immunzellen erkannt werden.
Eine Impfung führt dazu, dass der Körper gezielt einen fremden Stoff zugeführt bekommt, um spezifisch gegen diesen Stoff Antikörper zu bilden.
Eine Impfung ist sozusagen eine gezielte Infektion unserer Muskelzellen im Arm unterhalb des Einstichs. Im Idealfall schlagen die Immunzellen so richtig Alarm und leiten die Immunantwort des Körpers auf diesen fremden Eindringling ein.
Diese Prozesse können lokal im Armmuskel Schmerzen entstehen lassen, aber auch zu Mattigkeit und Abgeschlagenheit führen, da das Immunsystem ganz schön viel Arbeit bei dieser Aufgabe hat, es handelt sich immerhin um eine Entzündungsreaktion des Körpers.
In einigen Fällen bekommen die Patienten Fieber. Dies passiert, wenn den Reaktionen unseres Immunsystems Botenstoffe entstehen, die ins Gehirn gelangen und dort das Signal abgeben die Körpertemperatur zu erhöhen.
Eine erhöhte Körpertemperatur hilft dem Immunsystem die Krankheitserreger zu bekämpfen. Ob und wie stark sich Fieber entwickelt hängt von der individuellen Reaktion des Immunsytems eines jeden von uns ab.
Fieber ist ein Symptom, keine Krankheit.
Das Wort „Langzeitfolge“ ruft bei manchen Leuten das Gefühl hervor, dass es hierbei um Probleme geht, die lange nach der Impfung auftreten. Das täuscht jedoch.
Unter Langzeitfolgen versteht man Probleme, die noch lange nach der Impfung andauern. Aus Erfahrungen mit anderen Impfstoffen, in denen es wirklich langanhaltende Probleme gab, weiß man, dass die Symptome von Langzeitfolgen innerhalb der ersten 6 Wochen nach Impfung aufgetreten sind, daher wurden auch die Studien zur Coronaimpfung 8 Wochen lang beobachtet um diesen gesamten Zeitraum abzudecken.
Um jedoch auch sehr seltene Nebenwirkungen zu entdecken ist es nicht wichtig eine Studie besonders lang, sondern mit besonders vielen Probanden durchzuführen.
Die Studien der Coronaimpfung wurden mit 30.000 bis 40.000 Teilnehmern durchgeführt, dies ist eine sehr große Zahl (zum Vergleich: bei der Studie zur Zulassung des Impfstoffs gegen Schweinegrippe diesen nur 2000 Probanden untersucht).
Es ist somit auszuschließen, dass es lange nach der Impfung zu Problemen kommen wird, wenn diese Probleme nicht schon innerhalb der 8 Wochen, in denen die Studienteilnehmer beobachtet wurden, entdeckt wurden.
Grundlage der zugelassenen Impfstoffe sind Biomoleküle. Sie liegen kurze Zeit in der Zelle vor, bevor sie durch die zelleigenen Regulationsmechanismen abgebaut werden. In der Zeit wird ein Eiweißmolekül gebildet für dieses Stachelprotein des Virus, mit dem das Virus nach einer Infektion "andockt" und in unsere Zellen gelangt.
Dieses "Andocken" wird dann durch die Interaktion mit den Antikörpern verhindert. Da der Impfstoff innerhalb von sehr kurzer Zeit schon aus unseren Zellen verschwindet (in der Regel im Stundenbereich), gibt es auch keine Spätfolgen nach der Impfung (also Folgen, die viel später erst auftreten).
Zu den Nebenwirkungen ist zu sagen, alles was zu erwarten ist, tritt in einer recht kurzen Zeiteinheit nach der Impfung auf:
Eine allergische Reaktion wird innerhalb von Minuten ausgelöst, Kopfschmerzen und Fieber innerhalb von Stunden und eventuell auftretenden andere Nebenwirkungen innerhalb der ersten Tage nach der Impfung.
Spätfolgen, also Folgen, die erst viel später auftreten und bislang unbekannt sind, da es die Impfstoffe erst seit kurzer Zeit gibt, sind auszuschließen.
Generell sind Spätfolgen bei Impfstoffen nicht bekannt.
Aber es wäre unseriös nicht auf folgendes hinzuweisen: tritt eine Nebenwirkung sehr, sehr selten auf z.B. in 1 Fall bei 1 Millionen Infizierten, dann kann es natürlich sein, dass man diese Nebenwirkung während der Studien mit 40.000 Menschen nicht erkennt.
SarsCoV-2, der Virus, der uns alle seit 1 Jahr in Atem hält, gehört zu der Gruppe der Coronaviren.
Schon über ein Jahrzehnt forscht man an dieser Virusfamilie. So war schon lange vor Auftreten der der Pandemie bekannt, dass das Stachelprotein eine wichtige Rolle bei der Immunreaktion spielt.
Auf dieses Wissen konnten die Entwickler, der jetzt zugelassenen Impfstoffe zurückgreifen. Die Suche wo ein Impfstoff am besten angreift, ist sehr zeitaufwendig, die Zeit hat man sich in diesem Falle sparen können.
Ein wesentlicher Faktor in der Arzneimittelforschung ist die Finanzierung.
Wenn man normalerweise sagt, dass andere Impfstoffe erst nach 10 Jahren zugelassen werden, dann bedeutet das nicht, dass 10 Jahre Untersuchungen mit Kontrollgruppen stattfinden, sondern man darf davon ausgehen, dass die meiste Zeit gar nicht an dem Impfstoff gearbeitet werden konnte, da die Forscher immer wieder Anträge für die Weiterfinanzierung stellen mussten.
Man verliert extrem viel Zeit bei der Bewilligung der finanziellen Mittel.
Dies war bei der Entwicklung der COVID-19 Impfstoffe kein Problem, da es sich um den Krankheitserreger handelte, der eine weltweite Pandemie ausgelöst hat.
Wenn die vorklinischen Studien im Labor abgeschlossen sind, braucht man freiwillige Studienteilnehmer für die klinischen Studien. Oft ist es schwer viele Freiwillige zu finden. Im Falle der Impfstoffe für COVID-19 gab es extrem viele Menschen, die sich bereit erklärt haben an diesen Studien teilzunehmen, so erreichte man eine wesentlich höhere Teilnehmerzahl als bei vielen anderen Impfstoffen.
Ein nicht unwichtiger Zeitfaktor bei einer Impfstoffentwicklung ist der Vorgang, den die Behörden übernehmen: Prüfen der Studiendaten, Genehmigung der klinischen Studien usw. So ein Verfahren nimmt oft sehr viele Monate in Anspruch.
Den Coronaimpfstoffen wurde höchste Priorität eingeräumt, es wurden mehrere Vorgänge, die normalerweise hintereinander ablaufen parallel geschalten und die Firmen haben begonnen die Impfstoffe zu produzieren, bevor eine Zulassung erteilt war.
Kein Unternehmen würde unter normalen Umständen dieses wirtschaftliche Risiko eingehen können. Doch mit den zur Verfügung gestellten Geldern der Länder und Privatinvestoren, war dies möglich.
Die Zulassungskriterien in Europa sind die strengsten auf der ganzen Welt. Bei der Entwicklung der Coronaimpfstoffe wurden alle vorgeschriebenen Phasen und Kontrollen genau eingehalten.
Da sich das Coronavirus hauptsächlich über die Luft verbreitet, schützen Masken vor Krankheitserregern, die sich in den feinen Atemtröpfchen (Aerosolen), die wir ausatmen befinden.
Je nachdem aus welchem Material die Masken bestehen, wie gut die Filtereigenschaften sind und wie gut sie an unserem Gesicht anliegen, können wir uns schützen indem die Aerosole anderer auf unserer Maske außen hängen bleiben.
Unsere Mitmenschen können wir schützen indem unsere eigenen Atemtröpfchen innen in der Maske verbleiben. Einen zusätzlichen Schutz erreichen wir, indem wir uns regelmäßig die Hände mit Seife waschen und (oder desinfizieren, wo kein Wasser zur Verfügung steht), dann auch durch sogenannte Schmierinfektionen können Viren übertragen werden.
Allerdings ist das Risiko einer Übertragung durch das Einatmen wesentlich höher!
„Mein Körper gehört mir, das ist meine Verantwortung......“
Diese Sätze hat wohl jeder von uns in der letzten Zeit schon gehört, wenn es um das Thema Coronaschutzimpfung geht.
Grundsätzlich sind die Aussagen richtig, aber was bedeutet es für die Pandemie, wenn sich viele Menschen nicht gegen das Virus impfen lassen?
Ein Virus verschwindet nicht einfach so von alleine. Die Weitergabe von Mensch zu Mensch können wir nur vollständig unterbinden, wenn wir uns nicht begegnen. Gäbe es die Möglichkeit alle Menschen dieser Erde zeitgleich 3 Wochen zu isolieren, ohne jeglichen Kontakt zu anderen, könnten wir das Virus ausrotten.
Da dies nicht geht und wir nicht ständig alle Geschäfte, Schulen, Kitas schließen können, nicht alle Menschen von zuhause arbeiten können, um zumindest die Begegnungen zu reduzieren, müssen wir die Vermehrung des Virus anderweitig stoppen.
Die Vermehrung des Virus im eigenen Körper kann ich stoppen durch eine Impfung. Jeder, der sich impfen lässt, trägt dazu bei, dass die Vermehrung insgesamt vermindert wird.
Selbstverständlich kann ich auch wenn ich geimpft bin weiterhin Coronaviren aufnehmen, wenn ich mit ihnen Kontakt komme, also z.B. mich längere Zeit mit einem Infizierten unterhalte.
Eine Impfung sorgt ja nicht für eine Glasglocke um mich herum. Aber die aufgenommenen Viren können sich in meinem Körper nicht mehr signifikant vermehren, da sie durch sogenannte „neutralisierende“ Antikörper gehindert werden in meine Zellen einzudringen.
Rein theoretisch kann ich mit den wenigen Viren, die ich durch den Kontakt mit einem Coronainfizierten aufgenommen habe und die sich vielleicht in meinen Schleimhäuten in der Nase oder im Rachen begonnen haben zu vermehren in der Zeit bis das Immunsystem sie erkannt hat, jemanden anstecken, aber das ist natürlich extrem selten.
Ein bisschen bildlich erklärt: wenn ich in einen Nebel aus Atemtröpfchen mit Coronaviren hineinlaufe, kann ich die meinem nächsten Bekannten direkt wieder ins Gesicht husten. Aber aufgrund der Impfung bekomme ich nie eine hohe Viruslast, also eine hohe Anzahl an Viren, da die Vermehrung der Viren in meinem Körper durch die Immunantwort unterbunden wird.